Die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise
Beruhigende Worte sind derzeit von Deutschlands Wirtschaftsminister Michael Glos zu hören, wenn es um die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise auf den deutschen Markt, das Wirtschaftswachstum und die Konjunktur geht. Doch kann man einen Krise, in deren Verlauf die Notenbanken verschiedener Länder innerhalb einer Woche rund 300 Milliarden Euro in den Markt geben mussten, weil der Liquiditätsfluss zwischen den Banken fast zum Erliegen gekommen war, einfach so beiseite schieben, nur weil sie sich auf den US-Hypothekenmarkt erstreckt? Wie bereits letzte Woche in den Wirtschaftsnachrichten verschiedener TV-Sender und Zeitungen zu lesen war, sind auch deutsche Kreditinstitute unmittelbar von dieser Krise betroffen, da sie ihrerseits entweder direkt in solche jetzt notleidenden Immobilienkredite investiert haben oder Hedgefonds beim Investment in dieselben Kredite mit großzügigen Finanzierungen unterstützten.
Wenn jetzt diese Hedgefonds aber reihenweise Verluste einfahren, dann kann wohl keine Bank mehr behaupten, es beträfe sie nicht. Noch viel weitreichender sind allerdings die Auswirkungen dieser Krise auf die weltweiten Finanzmärkte sowie das Verhalten der Banken bei der Kreditvergabe an solvente Kunden. Im Blog Rügenbote lautet die Schlagzeile dazu treffend „US Hypothekenkrise: Panik lähmt Finanzmärkte“. Wie sehr sich die derzeitige Krise auf die Finanzmärkte auswirkt, zeigt sich an den weltweiten Börsenindizes.
Alleine der DAX verlor seit Mitte Juli rund 10 und in der Spitze fast 15 Prozent von seinem Hoch. Für den Verbraucher oder Unternehmer in Deutschland stellt sich angesichts der Krise die Frage, wie die Kreditinstitute in Zukunft bei der Kreditvergabe vorgehen werden. Eine Drosselung der Vergabe benötigter Kredite auch an zahlungskräftige Verbraucher oder gesunde Unternehmen kann sehr schnell zu einem Investitionsstau führen, der sich unmittelbar auf das Wirtschaftswachstum auswirken würde.
Für ein exportorientiertes Land wie Deutschland würde sich aber eine abschwächende Nachfrage aus dem Ausland in Form sinkender Absatzzahlen und Umsätze bemerkbar machen. Daher kann kein gesunder Mensch daran glauben, dass die US-Hypothekenkrise an Deutschland spurlos vorbeigehen wird. Auch wenn nicht jede Branche in Deutschland direkt betroffen sein wird oder dies zumindest glaubt, wird sich eine Abschwächung der Konjunktur direkt auf den Konsum auswirken und auch dort zu Einschnitten führen.
So ist zum Beispiel in der Fachpresse zu lesen „Hypothekenkrise geht an deutschen Hotels vorbei“, jedoch ist dies meiner Meinung nach aus den oben genannten Gründen zu kurz gedacht. Die Kausalkette ist dabei relativ simpel: US-Hypothekenkrise -> Korrektur an den Aktienmärkten + Drosselung der Kreditvergabe -> niedrigeres Wirtschaftswachstum + Vermögensverluste der Privatanleger -> geringere Konsumausgaben -> geringere Einnahmen in Branchen, die vom Geld der Verbraucher leben.
Interessant ist auch die Frage nach den Schuldigen der Krise. Während allerorts wie so immer auf Hedgefonds-Manager und deren Finanziers gezeigt wird, sind in Wahrheit Regierung und Bankenaufsicht schuld, die es seit Jahren versäumt haben, ein Kontrollsystem einzuführen, welches auch funktioniert. Zu dieser Schuldfrage finden interessierte Leser hier einen überaus gut recherchierten Artikel: „Kreditkrise und Bankenaufsicht“.
Es bleibt abzuwarten, welche Summen an „faulen“ Krediten noch auf den Tisch kommen und wie sowohl Banken, als auch Politik und der Rest der Wirtschaft auf den Skandal reagieren werden. Wir werden diesbezüglich natürlich am Ball bleiben und regelmäßig weiter über dieses Thema berichten.