Die Finanzkrise erreicht Dubai
Nun ist es so weit: die Finanzkrise ist auch bei den Vereinigten Arabischen Emiraten angekommen und Dubai bekommt die ersten Auswirkungen zu spüren. Die Stadt der riesigen Skyscraper und spektakulären Bauprojekte muss einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Der fallende Ölpreis und die weltweite Finanzkrise bescheren der Millionenmetropole ernsthafte Probleme.
Noch scheint auf den ersten Blick alles weiterzugehen wie zuvor. An den gigantischen Bauprojekten wird fleißig gearbeitet und überall finden sich Baustellen, auf denen reges Treiben herrscht. Auch am Burj Dubai, dem neuen Wahrzeichen Dubais und inzwischen bereits höchstem Bauwerk der Welt, wird weiter gebaut. Und am kommenden Donnerstag wird bereits das Megaprojekt „The Palm Jumeirah“ eingeweiht. „The Palm Jumeirah“ ist eine künstlich angelegte Insel in Form einer gigantischen Palme und ist neben der chinesischen Mauer das einzige von Menschenhand erschaffene Bauwerk, das vom Weltall mit bloßem Auge zu erkennen ist. Mit dem größten Feuerwerk aller Zeiten und zahlreichen Promis, wie Kylie Minogue, Naomi Campbell, Sharon Stone, Lindsay Lohan oder auch Boris Becker wird die Insel morgen offiziell eröffnet.
Doch es sind weitere Riesenprojekte in Planung. „The Palm Jumeirah“ ist nicht die einzige ihrer Art, sondern gehört zu dem Projekt „Palm Islands“, das insgesamt aus drei Inseln besteht. Die Arbeit an der zweiten Palmeninsel hat bereits begonnen. Ein weiteres Insel-Projekt ist „The World“, deren Inseln in Form einer Weltkarte angeordnet sein werden. Auch hier wurde mit Beginn der Aufschüttung der erste Schritt in Richtung Trauminsel bereits getan. Und auch „Dubai Waterfront“ ist bereits in Planung, eine künstliche Verlängerung der Küste mit sechs ins Meer hinausragenden Inseln, die von zahlreichen Wasser-Kanälen durchzogen werden. Im Zentrum soll dann der so genannte Nakheel Tower errichtet werden, ein riesiger Wolkenkratzer, der höher sein soll als der im Bau befindliche Burj Dubai.
Doch hinter diesen gigantischen Projekten braut sich etwas Unheilvolles zusammen. Ausländische Investoren ziehen zunehmend ihr Geld aus Dubai ab, um ihr Geld in Dollar umzuschichten und somit Verluste an den Börsen in New York und London auszugleichen. Der Immobilien-Boom in Dubai ist zu Ende und nach Angaben der britischen Bank HSBC sind auch die Häuser- und Wohnungspreise bereits gefallen: im Oktober lagen sie im Vergleich zum September schon um ganze vier Prozent niedriger. Die Preise für die Wohnungen im Dubai International Financial Center, dem Finanzzentrum Dubais, sind sogar um erschreckende 30 Prozent gesunken.
Die großen Banken verlangen für Immobilienfinanzierungen inzwischen eine Eigenkapital-Quote von mindestens 40 Prozent statt den vorherigen fünf bis zehn Prozent. Die britische Bank Lloyds TSB vergibt keine Kredite mehr für Apartments. Und die Emirates NBD, größte Bank der Vereinigten Arabischen Emirate, vergibt keine Privatkredite mehr an die ausländischen Beschäftigten der großen Bauprojektgesellschaften, wie Emaar oder Union Properties.
Die Lage ist ernst. Der Herrscher des Emirats, Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktoum, lässt die Auswirkungen der Finanzkrise von Experten untersuchen und ließ bereits verlauten, dass wichtige Bau-Projekte dennoch umgesetzt werden, weniger bedeutende Vorhaben allerdings verschoben oder gestrichen werden müssen.
Dubai ist bereits jetzt schon an einem Punkt, an dem Arbeiter entlassen werden, die ersten Baustellen still stehen und einige Gehälter nicht mehr ausbezahlt werden können. Es bleibt abzuwarten, wohin die Krise führt und ob das Nachbaremirat Abu Dhabi für Dubai als Retter in der Not einspringen wird.