Die Zinssenkungen der EZB bringen keinen Ausweg aus der Rezession
Die Zukunft für die deutsche Wirtschaft sieht kurzfristig äußerst düster aus. Es wird alles Mögliche versucht, doch wirkliche Hilfe bringt momentan scheinbar nichts. Auch die kürzlich vorgenommene Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um 75 Basispunkte bringt anscheinend keine Erfolge mit sich.
Immer noch klagen viele Unternehmen, weil sie nur sehr schlecht bis gar nicht mehr an neue Kredite für Selbstständige kommen und folglich auch keine neuen Investitionen tätigen können. Unter Umständen könnte Deutschland deshalb die tiefste Rezession seit Ende des Zweiten Weltkrieges drohen. Selbst der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, ist pessimistisch. Nach seiner Aussage erwartet er 2009 eine Reduzierung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um vier Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche enorme Schrumpfung beträgt laut Walter 33 Prozent. Andere Top-Ökonomen prognostizieren zwar weniger drastische Folgen, aber in einer Hinsicht sind sich fast alle einig: Bis etwa Mitte des nächsten Jahres bricht die Wirtschaft höchstwahrscheinlich weiter nach und nach stückweise zusammen.
Natürlich wird diese Rezession nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland stattfinden, sondern in ganz Europa. Ein anderer Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer ist der Ansicht, dass die Konjunktur im kommenden Jahr um 1,2 Prozent zurückgehen wird. Würde sich die Prognose von Krämer bewahrheiten, dann würde Deutschland damit in der tiefsten Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stecken, noch größer als jene verheerende im Jahre 1949.
Wie Krämer glaubt, wird sich diese Rezession über mehrere Jahre ausdehnen und es wird danach auch keinen Aufschwung geben, jedenfalls könne man dann nicht von einem klassischen Aufschwung reden, da die Veränderungen nur minimal sein werden. Die Immobilienpreise werden sich so schnell nicht stabilisieren können, im Gegenteil – sie werden weiter einbrechen. Folglich würde ein Aufschwung nach der Rezession ausbleiben. So der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer.
Die einzelnen Zentralbanken der europäischen Länder und auch die EZB sehen die Lage ähnlich pessimistisch. Die Europäische Zentralbank senkte prompt den Leitzins um ungewöhnliche – und vor allem auch historische – 0,75 Prozent. Eine Entscheidung, welche die Anleger wohl weniger freuen wird, denn die meisten Banken werden nun sukzessive die Zinsen ihrer Tagesgeld-Konten und Festgeld-Konten senken. Zugleich wird das angelegte Geld wird in vielen Fällen jährlich weniger wert, denn der Zinssatz liegt oft stark unterhalb der aktuellen Inflationsrate. Der Leitzins steht jetzt bei niedrigen 2,5 Prozent. Eigentlich sollten die kleinen und großen Konzerne von dieser drastischen Senkung profitieren, da durch die Zinssenkung Kredite eigentlich günstiger werden sollten und einfacher zu bekommen wären nach einer solchen Leitzinssenkung, doch dem ist leider nicht so.
Ebenso senkten viele andere nationale Zentralbanken den jeweiligen Leitzins deutlich. Das Ifo-Institut bestätigte in der kürzlich veröffentlichten neuen Studie die Unzufriedenheit vieler Unternehmer wegen dem extremen Kreditmangel. Etwa ein Drittel von insgesamt 4.000 befragten deutschen Unternehmen klagt seit kurzer Zeit über das Problem, keine Kredite gewährt zu bekommen. Bei den großen Unternehmen ist die Zahl sogar noch höher: Rund 40 Prozent dieser Unternehmen ärgern sich über den akuten Kreditmangel. Bei den größeren Unternehmen ist die Unzufriedenheit deshalb höher, da es für sie immer schwerer wird, an Kredite zu gelangen. Vor allem bei großen Betrieben sind die Banken seit Beginn der Krise sehr vorsichtig geworden. Denn umso größer das Unternehmen, desto größer meist das Risiko für die Bank.
Dass der Erfolg durch die Senkung des Leitzinses ausbleibt, ist für die Verantwortlichen eine ganz neue Erfahrung, denn in den letzten Jahren hat eine solche Senkung fast immer eine positive Auswirkung auf die Realwirtschaft gehabt. Diesmal ist dies jedoch ganz anders, was auf einen weiteren Fortgang der Krise hindeutet, anstatt ihr ein Ende zu bereiten. Es geht also weiter mit der Finanzwirtschaftskrise, die inzwischen auch die Autoindustrie erreicht hat (mit weitreichenden Folgen im Übrigen auch für die Autobanken, welche ja unter anderem von den Kfz-Finanzierungen und Leasingeinnahmen leben) und noch weitere Kreise ziehen wird. So bleibt abzuwarten, ob die Konsumenten bei den Weihnachtseinkäufen ihr Geld noch mehr zusammenhalten als in den vergangenen Jahren, sehen wird man dies erst, wenn der Handel seine Abschlussrechnung gemacht hat nach den Weihnachtstagen.