Die Allianz und ihre Bank(en)
Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte die Versicherungsgesellschaft Allianz die Dresdner Bank gekauft, um unter anderem ihre Finanzgeschäfte über diese abwickeln zu können. Schnell aber erwies sich die zugekaufte Banktochter als eine Art Himmelfahrtskommando, das die Bilanzen der Allianz ziemlich nach unten riss. Verlust um Verlust macht die Dresdner Bank im Laufe der Finanzkrise und hatte sich mächtig verschätzt mit ihren Finanzgebaren. Dies machte natürlich der Muttergesellschaft schwer zu schaffen – und es wurde der Plan gehegt, die Tochterbank so bald wie möglich los zu werden. Zwar zog sich der Verkaufsprozess dann länger als gedacht hin, doch dann wurde eine Fusion der Dresdner Bank mit der Commerzbank beschieden, unter dem Dach und Fach der Commerzbank.
Kaum ist die Allianz die Dresdner Bank los – dabei ist die Übernahme noch gar nicht ganz unter Dach und Fach und hat sich, auch aufgrund der finanziellen Probleme der Commerzbank, wohl nun doch nach hinten verschoben – gründet die Versicherungsgesellschaft eine eigene Bank für den Privatkundenbereich. Bereits im April soll es losgehen, die Girokonten und Kredite werden dann über die eigenen Vertreter abgeschlossen werden können. So spart man sich erstens eine große Niederlassung und hat zweitens keine Altlasten in den Büchern der Privatbank, was sich angesichts der Lage der deutschen Finanzwirtschaft natürlich richtig auszahlen könnte. Eine Bank, die völlig schuldenfrei ist, und damit weitaus handlungsfähiger, als es die anderen Banken gerade sein können. Eine interessante Sache, welche die Allianz da vorhat. Nur ist eben die Dresdner Bank noch nicht ganz aus dem eigenen Haus, und wie lange die Abwicklung im Falle der Übernahme noch dauern wird, kann derzeit nicht gesagt werden.
Der Vorstandsvorsitzende der Allianz, Gerhard Rupprecht, sagte in einem Gespräch mit der „Welt“: „Im April dürften wir startklar sein“ Dabei sollen die Bankgeschäfte über die OLB, die Oldenburgische Landesbank, laufen. Aber: Wir werden aber eine Marke Allianz auch im Bankgeschäft einführen“, sagte Rupprecht. „Es wird künftig zum Beispiel ein Allianz Girokonto oder einen Allianz Kredit bei unseren Vertretern geben.“ Die OLB war einstmals eine Tochterbank der Dresdner Bank gewesen, ist aber auch nach dem Verkauf noch im Hause des Versicherungskonzerns verblieben.
Derzeit hat die Allianz um die 10.000 Versicherungsagenturen und damit genug Möglichkeiten, die Produkte ihrer eigenen kleinen Privatbank durch die Versicherungsvertreter zu bewerben. Und wer jemals mit einem Vertreter der Allianz zu tun hatte, der weiß, dass diese ihre entsprechenden Verkaufsstrategien haben und ihre Girokonten und Kredite ganz sicher unter das Volk bringen werden. Die Allianz AG geht also ganz gezielt neue Wege, wohl auch, um die finanziellen Löcher zu stopfen, welche die Dresdner Bank in den Büchern des Versicherungsunternehmens hinterlassen hat.