Die Rekordinflation drückt ganz Europa nieder
Vor nicht all zu langer Zeit hat die Europäische Zentralbank den Leitzinssatz in der Euro-Zone auf 4,25 Prozent erhöht. Vor der Erhöhung war gemunkelt wurden, ob der Leitzins sogar mehr als nur um 25 Basispunkte angehoben werden würde. Dies war aber nicht der Fall gewesen.
Nun verharrt die EZB anscheinend im Stillstand, nachdem die Erhöhung des Leitzinssatzes eine Lohn-Preis-Spirale verhindern sollte. Langsam wirft sich hier jedoch die Frage auf, ob die Europäische Zentralbank nicht noch einmal eingreifen möchte. Aber es passiert nichts.
Die Rekordinflation tobt und der Abschwung ist nahe. Eine verzwickte Situation für die Banken selbst wie auch für die Anleger und Kreditnehmer. Die Zinsen für Darlehen sind gestiegen, die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld vielerorts auch.
Wenn die EZB den Leitzinssatz noch eine Weile unverändert hält, wird sich hier eine Routine einpendeln. „Die EZB verharrt in Lauerstellung“, sagt der Deutschland-Chefvolkswirt der Citigroup, Jürgen Michels, dazu. „Seit der Zinserhöhung hat sich der Wirtschaftsausblick viel stärker verschlechtert als der Inflationsausblick“, sagt Michels weiter. Der Inflation folgt wohl in einem Schlag die Rezession. Der Abschwung naht.
Doch auch die Nicht-Eurobank in der EU, die Bank of England, bleibt ihrem Leitzinssatz treu. Dieser liegt im Moment bei 5,0 Prozent. In Großbritannien kommt jedoch noch das Fatale hinzu, dass die Immobilienkrise, die in den USA grassiert, inzwischen wie auch die Insel erfasst hat. So brachen die Hypothekenpreise im vergangenen Monat um 8,8 Prozent ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Noch im Juli waren sie nur 1,7 Prozent gesunken im Vergleich mit dem Juni des vergangenen Jahres.
Die Experten gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank bis Ende dieses Jahres den Leitzins unverändert lassen wird. Sollte dieser aufgrund des Abschwungs möglicherweise im nächsten Jahr gesenkt werden, wird sich zeigen müssen, wie sich dies auf die Wirtschaft auswirkt.
Die Erhöhung hat zumindest keine Stabilisierung der Länder der Euro-Zone gebracht. In den Jahren 2005 bis ins vergangene Jahr war mehrfach der Leitzinssatz erhöht worden, der anfangs bei 2,0 Prozent gelegen hatte. Die Notenbank in den USA hat übrigens zum Gegensteuern angesetzt und geht in die genau andere Richtung. Dort liegt der Leitzins inzwischen bei 2,0 Prozent.
An der Finanzkrise ändert anscheinend beides nicht, weder die Erhöhung noch die Senkung des Leitzinssatzes.