Europäische Zentralbank beschließt endlich Leitzinssenkung – Großbritannien geht historischen Weg
Während die EZB sich immer noch nicht traut, eine drastische Senkung des Leitzinses vorzunehmen, geht Großbritannien als EU-Mitglied, aber Nicht-Mitglied der Euro-Zone einen geschichtlich herausragenden Weg.
Die Bank of England als Zentralbank Großbritanniens senkt den Leitzins um 150 Basispunkte. Dies entspricht 1,5 Prozent und ist eine Senkung, die es noch nie zuvor gab im englischen Königreich, entspricht aber dem eindeutigen Weg von Gordon Brown, hart bei der Finanzkrise durchzugreifen. Der Leitzins liegt in Großbritannien nun bei 3,0 Prozent und hat damit sogar noch einiges an Luft nach unten.
Auch die Notenbank der USA hatte vor kurzem erst den Leitzins auf 1,0 Prozent gesenkt und damit ein klares Signal gesetzt. Und auch die Schweizer Nationalbank nahm eine Senkung des Leitzinses um 50 Basispunkte vor und setzte diesen nun bei 2,0 Prozent an.
Nur die EZB hängt immer noch ganz oben mit ihrer Nase und geht keine wirklich einschneidenden und der Wirtschaft nachhaltig dienenden Schritte. Zwar wurde der Leitzins wie erwartet gesenkt, jedoch nur von 3,75 auf 3,25 Prozent gesenkt, doch liegt dieser damit immer noch höher als in den anderen wichtigen Finanznationen dieser Welt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet setzt zwar ein Signal, aber immer noch kein allzu deutliches. Es scheint, als würde die Europäische Zentralbank – und ihr Präsident Trichet – auf ein Zeichen warten, von wem auch immer, um den Leitzins wirklich massiv zu senken.
Zusätzlich zu den Leitzinssenkungen waren heute Nachmittag die Auftragszahlen für die deutsche Industrie für den Monat September 2008 bekannt gegeben worden. Nach Saison- und Preisbereinigung wurde ein Auftragsrückgang von acht Prozent berechnet worden. Dabei ergab sich ein Einbruch der Auslandsnachfrage um 11,4 Prozent und eine um 4,3 Prozent gesunkene Inlandsnachfrage.
Es wäre deshalb sehr sinnig, wenn die EZB die für Kredite so wichtige Senkung der Leitzinsen weiter nach unten vornehmen würde, um damit ein Mehr an Investitionen zu ermöglichen und auch den privaten Konsum durch günstigere Kredite wieder anzukurbeln.
Dennoch reicht allein schon die heutige Leitzinssenkung um 50 Basispunkte, dass Kredite in der Folgezeit noch günstiger werden, als sie in der Zwischenzeit schon geworden sind. Auf der anderen Seite ist jedoch bis auf weiteres nicht mit einer Senkung der Zinsen für Geldanlagen wie Tagesgeld und Festgeld zu rechnen, da die Banken verzweifelt versuchen, neue Kunden zu gewinnen, die ihre Sparanlagen bei ihnen tätigen.
Die Finanzwirtschaft braucht Geld, und gewährt deshalb günstigere Kredite und höhere Sparzinsen. Verrückte Welt, mag man vielleicht denken. Doch anders kann die Rezession kaum mehr ganz abgewendet werden. Wer aber jetzt zu sehr Angst vor einer Rezession hat, der sollte bloß nicht den Kopf hängen lassen. Wir leben in einer Zeit vieler Möglichkeiten, gerade auch auf dem finanziellen Sektor und auf dem Arbeitssektor. Es gibt viele Nischen für jeden Einzelnen, man muss nur dazu bereit sein, sie zu suchen!