Finanzkrise belastet auch Zeitarbeitsfirmen – Leiharbeiter von Entlassungen betroffen

Freitag den 7.11.2008 - Abgelegt unter: Wirtschaft - Keine Kommentare »

Sie war DIE Arbeitsbeschaffungsbranche der letzten Jahre. Zeitarbeit boomte, Arbeitskräfte auf Leihbasis waren bei immer mehr Unternehmen beliebt und die dahinterstehende Branche wurde immer größer.

Doch genau jene, in den letzten Jahren immer mehr erstarkende Zeitarbeitsbranche bekommt nun mit voller Breitseite die Auswirkungen der schwächelnden Konjunktur zu spüren. So meldete nun Randstad, welche in der Zeitarbeit die Nummer zwei in der ganzen Welt ist, einen Rückgang des Gewinns um gleich 20 Prozent. Übrig blieb im dritten Quartal dann nur noch ein Gewinn von 78,5 Millionen Euro. Noch schlimmer als Randstadt hat es den Führer der deutschen Zeitarbeitsbranche getroffen. Adecco musste ein Minus von 27 Prozent in den Büchern verbuchen – ein drastischer Einschnitt in die Gewinne einer der wichtigsten Zweige des Geschäftes mit Dienstleistungen in unserem Land.

„Das dicke Ende der Finanzkrise kommt erst noch“, sagte Robert-Jan van de Kraats, der Finanzchef von Randstad ernüchtert angesichts der so eingebrochenen Zahlen. Und weiter. „Und ich blicke mit Sorge auf 2009“. Es sieht schlecht aus für die Leiharbeit, die seit Jahren regelrecht geboomt hatte und für rege Verdienste bei den verschiedenen Zeitarbeitsunternehmen kleinerer und größerer Machart gesorgt hatte.

Nun aber ticken die Uhren anders, und die Unternehmen müssen schauen, wo und wie sie einsparen können. Denn Fakt ist in den schlechten Wirtschaftszeiten inzwischen: Die Leiharbeiter sind die, welche als erstes in die Wüste geschickt werden. Und dies trifft natürlich nicht nur die Arbeiter selbst, sondern auch die Unternehmen, welche sich mit dieser Form von Dienstleistung in den letzten Jahren eine mehr als goldene Nase verdient hatten. Jetzt läuft es eben anders und daran wird sich die Branche, die so geboomt hatte, erst einmal gewöhnen müssen. Es geht eben nicht immer alles so, wie man es sich denkt und sich wünscht.

Randstad, Adecco und wie sie alle heißen, werden nun neue Wege für sich finden müssen. Und auch die Agenturen für Arbeit, welche ihre Arbeitslosen gerne in die Leiharbeit „entlassen“ hat, um sie aus ihren Karteien weg und damit die eigene Ruhe zu haben. Genau diese ehemals Erwerbslosen und in die Zeitarbeit gedrängten Menschen werden nun wieder die Flure der Agenturen für Arbeit bevölkern, und es wird die Frage stellen zu sein, ob es nicht an der Zeit wird, andere Möglichkeiten zu finden, als das Wegdrängen Richtung Zeitarbeit.

Das Fatale ist: Im vergangenen Jahr waren 610.000 Menschen als Leiharbeiter beschäftigt. Gegenüber dem Jahr 1997 bedeutet dies eine Verdreifachung. In diesem Jahr wird diese Zahl sicher noch einmal eine Steigerung gefunden haben. Und genau dies wird nun zu noch mehr Arbeitslosigkeit führen unter den Leiharbeitern, von denen immer mehr auf der Straße stehen werden, da sie nun mal an dem Nabel sitzen, der als erster abgeschnitten werden kann bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Landes.

Es gibt Menschen, auch innerhalb der Zeitarbeit und an verantwortlicher Stelle, welche Leiharbeit als die Sklaverei der Moderne bezeichnen. Dies sollte auch der Arbeitsmarktpolitik zu denken geben, ob es nicht endlich einen anderen Weg gibt, Menschen in Arbeit zu bringen, als bei Unternehmen, die sich goldene Nasen mit dieser Form der „Arbeitsbeschaffung“ verdienen und Leiharbeiter in die Ungewissheit und in die Versklavung auf moderne Art und Weise zu schicken.

Aber es ist eben immer noch nicht passiert, das Aufwachen, Vielleicht wird es nun aber der Regierung zu denken geben, dass nun überdurchschnittlich viele der neuen Arbeitslosen in Folge der Finanzkrise aus der Zeitarbeitsbranche kommen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt…

Schreibe einen Kommentar