Europäische Zentralbank senkt Leitzinssatz um 75 Basispunkte
Dass die EZB den Leitzins heute senken würde, war den meisten Marktteilnehmern klar. Wie viele Basispunkte die Leitzinssenkung umfassen könnte, darüber wurde im Vorfeld wild spekuliert. Es hätten 50 Basispunkte sein können oder 100. Ein Basispunkt entspricht dabei einem hundertstel Prozent.
Nun geht die EZB den goldenen Mittelweg und entscheidet sich für eine Senkung des Leitzinssatzesum 75 Basispunkte von 3,25 Prozent auf 2,5 Prozent. Dies ist die dritte Senkung des für Kredite und Geldanlagen so wichtigen Zinssatzes in Folge.
Dass es dabei gleich um 75 Basispunkte nach unten geht, ist übrigens ein Novum in der zehnjährigen Geschichte der Europäischen Zentralbank. Bereits in den letzten beiden Monaten, im Oktober – nachdem es hierzu wenige Tage vorher bereits entsprechende Gerüchte gegeben hatte – und im November, war es zu einer Senkung des europäischen Leitzinssatzes um jeweils 50 Basispunkte gekommen.
Doch immer noch hinkt die Europäische Zentralbank den USA hinterher, deren Leitzins momentan auf 1,0 Prozent liegt. Entgegen des US-amerikanischen Trends hatte die EZB im Juli ihren Leitzins sogar noch einmal erhöht, von 4,0 Prozent auf 4,25 Prozent. Längst gab es bereits im Sommer Anzeichen für eine mögliche Rezession, die Notenbank der Euro-Zone zog sich jedoch aus der Verantwortung und beharrte dann bis Oktober auf dem viel zu hohen Leitzinssatz und begründete diesen mit der hohen Inflation in der Eurozone. Erst jetzt wird nach und nach reagiert von den Entscheidern bei der EZB um den Chef der europäischen Notenbank, Jean-Claude Trichet.
Durch die Senkung des Leitzinssatzes werden in der Folge auch Kredite günstiger werden, damit erstens der Konsum in den Euroländern wieder steigt und auf der anderen Seite auch mehr Investitionen getätigt werden können.
Wichtig ist, dass auch die Banken einander wieder Geld leihen und damit den Lauf des Geldes im Fluss halten und sich nicht auf ihre „Tresore setzen“ und sich noch schwerer tun, Kredite zu gewähren. Gerade kleine und mittlere Unternehmen erhalten derzeit nur sehr schwer und auch nur sehr begrenzt Kredite, was sich nun, nach der Senkung des europäischen Leitzinssatzes hoffentlich bald wieder ändern wird.
Der DAX, der wichtigste deutsche Aktienindex, reagierte mit einem freundlichen Plus von zuerst fast drei Prozent, derzeit mit einer Zunahme von knapp einem Prozent auf die Meldung aus dem Hause der Europäischen Zentralbank. Es wurde Zeit für eine drastische Senkung. Wenn jetzt niemand den Kopf in den Sand steckt, könnte sie sehr förderlich sein für den Weg aus der Rezession, die sich – ihren Usprung 2007 in den USA nehmend und dort von Anfang an über die steigenden Preise für die als Credit Default Swaps bezeichneten Kreditausfallversicherungen zu erkennen – nun auch über ganz Europa erstreckt.
Jean-Claude Trichet hatte sich übrigens im Sommer des vergangenen Jahres schon ein Mal sehr geirrt, als er eine Aussage über die Immobilienkrise von sich gab, die sich hinterher als völlig falsch darstellte. Die Frage ist, ob er überhaupt, als Bremser der europäischen Wirtschaft, durch das Verzögern der Leitzinssenkung, noch länger haltbar ist an der Spitze der wichtigen Europäischen Zentralbank.