Frankreich versucht nun mit Konsumgutscheinen die Wirtschaft anzukurbeln
Der französische Staatspräsident Sarkozy macht vor, wogegen sich unsere Bundeskanzlerin Merkel noch immer wehrt: Er verteilt Konsumgutscheine an das Volk. Diese Konsumgutscheine sind eine Sofortmaßnahme zur Bekämpfung der Wirtschaftsflaute und sollen den Bürgern die Lust zum Tätigen von größeren Anschaffungen bringen.
Momentan sind die meisten bei der Anschaffung von neuen, größeren Dingen wie zum Beispiel einem Fernseher sehr zurückhaltend und bevorzugen es zu sparen und somit das Geld in den eigenen Taschen zu. Sarkozy stellte kürzlich sein Konjunkturprogramm vor. An wichtigster Stelle steht der Punkt, dass die Kauflust der Konsumenten schnellstmöglich wieder zunehmen muss und dann folglich zum Aufschwung der französischen Wirtschaft beitragen soll.
So bekommen alle Haushalte mit geringem Einkommen einen Konsumgutschein in Höhe von 200 Euro von der französischen Regierung geschenkt. Dadurch sollen sich die einzelnen Haushalte etwas mehr leisten können und sich so zum Beispiel eine neue Waschmaschine oder ein neues Auto leisten können.
Seit Beginn der weltweiten Finanzkrise sank die Kauflust der Bürger fast auf der gesamten Welt enorm. Am meisten klagt zurzeit die Automobilbranche, die hohe Umsatzeinbußen innerhalb kurzer Zeit verzeichnen musste. Der Konsumgutschein kann natürlich auch beim kommenden Autokauf verrechnet werden.
Die Meinung zu den Konsumgutscheinen ist sehr umstritten. Einige Politiker halten ihn für eine schnelle und wirkungsvolle Maßnahme, die Wirtschaft in Schwung zu bringen, andere sehen das Geld als aus dem Fenster geworfen und diese Art von Investition somit als unnütz.
Insgesamt umfasst das französische Konjunkturprogramm etwa 26 Milliarden Euro. Dieser Betrag entspricht 1,3 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt Frankreichs. Eigentlich hat der EU-Stabilitätspakt eine Begrenzung des Defizits von höchstens 3 Prozent vorgesehen, doch aufgrund der aktuell dramatischen wirtschaftlichen Situation kann die Begrenzung außer Kraft gesetzt werden.
Präsident Nicolas Sarkozy sagte, dass keine andere Option offen stünde. Wenn der Staat jetzt nicht reagieren würde, würden viel heftigere Konsequenzen die Folge sein. Es sind etwa 3,8 Millionen Familien die den Konsumgutschein in Höhe von 200 Euro erhalten werden. Daraus ergibt sich eine Summe von 760 Millionen Euro alleine für die diese Art der „Rettung“ der französischen Wirtsschaft. Zudem sollen die Unternehmen vorzeitig im Jahr 2009 rund 11,5 Milliarden an Steuererstattungen erhalten, um neue Investitionen tätigen zu können. Außerdem will Sarkozy den Bau bzw. Kauf von 100.000 neuen Sozialwohnungen veranlassen. Insgesamt sind für den Wohnungsbau etwa 1,8 Milliarden Euro vorgesehen.
Fast die gesamte CDU hierzulande steht dem Vorschlag allerdings sehr kritisch gegenüber. Vor allem unsere Bundeskanzlerin, Angela Merkel, hält nichts von dieser Sofortmaßnahme. Die Gutscheine sind nur einmalig verwendbar und können somit nicht zu einer langfristigen Verbesserung der Wirtschaftssituation führen und werden folglich abgelehnt. Auch die SPD hält die kostspielige und riskante Methode zur Ankurblung der Konjunktur nicht für sinnvoll.
Vor Frankreich beschlossen bereits Großbritannien und die USA die Unterstützung der Bürger durch Konsumgutscheine. Sichtbare Erfolge sind bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu verzeichnen. Des Weiteren sprach sich Sarkozy, wie Angela Merkel in unserem Lande auch, vorerst gegen Steuersenkungen aus. Der Staat will aber zukünftig für die Verschrottung alter Autos eine Verschrottungsprämie von bis zu 1.000 Euro zahlen. Zusätzlich will die Regierung in Frankreich viel Geld in die Infrastruktur des Landes pumpen.
All diese Maßnahmen sollen Frankreich helfen, die Krise schneller zu überwinden. Wie weit die Hilfe mittels der Konsumgutscheine und die Vorgaben zur Verbesserung der Infrastruktur jedoch wirklich greifen werden, oder ob sie möglicherweise in Kürze schon wieder verpuffen, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.
Der Sozialexperte der SPD, Karl Lauterbach forderte indes eine ähnlich geartete Lösung für Deutschland. So sagte er in einem Interview mit der „BILD“: „Sarkozy setzt mit gutem Grund auf Gutscheine, weil er damit genau die Haushalte zum Konsum bewegt, denen das Geld fehlt. Das ist politisch wie ökonomisch ein kluger Schachzug. Auch Deutschland sollte solche Gutscheine in ein Konjunkturpaket integrieren“.