Das Ende der Unabhängigkeit – Schaeffler geht das Geld aus
Selten hat die Übernahme eines Unternehmens so viel Staub aufgewirbelt und so viele Stürme nach sich gezogen wie die des Autozulieferers Continental. Bereits seit mehreren Monaten zieht sich der ganze Kampf nun hin – und scheint kein Ende zu finden. Neben so mancherlei Querelen in der Führungsebene tritt nun ein noch massiveres Problem auf für die Schaeffler-Gruppe, die Conti inzwischen komplett übernehmen will. Dem Familienunternehmen geht nämlich so langsam aber sicher das Geld aus. Die Übernahme wird teurer als wohl geplant, der Aktienkurs von Conti jedoch ist inzwischen erheblich gesunken. Und vor allem ist das Wertpapier auch nicht mehr im Dax, im Deutschen Aktienindex, zu finden. Finanziert wurde das ganze Unternehmen Übernahme von sechs verschiedenen Geldinstituten. Und diese hängen Schaeffler nun wegen der gewährten Kredite im Nacken, und haben sich, laut eines Berichts der „Süddeutschen Zeitung“, wesentliche Anteile des Unternehmens Schaeffler zum Pfand aushändigen lassen.
Die Schaeffler-Gruppe will sich dazu jedoch nicht äußern. Ein Sprecher des Wälzlagerherstellers sagte lediglich: „Wir äußern uns prinzipiell nicht zu unseren Banken-Beziehungen“. Das ist jedoch weder ein Ja noch ein klares Nein und jeder kann sich dabei hinein denken, was er sich denken möchte. Denn leider ist Schaeffler ein Problem dazwischen gekommen, das zuvor, als die Übernahme angepeilt worden war, nicht absehbar gewesen ist. Im Zuge der Wirtschaftskrise wurde auch die Autobranche betroffen, fast alle deutschen Autohersteller peilen die Kurzarbeit an und drosseln so ihre Produktion. Damit ergeben sich unter dem Strich natürlich auch weniger Aufträge für die Zulieferer der Autobauer, die zum Teil bereits der Pleite nahe oder gar schon in die Insolvenz gegangen sind. Und das sind nun mal sowohl Continental mit Sitz in Hannover als auch das übernehmende Unternehmen, das Familienunternehmen aus Herzogenaurach.
Und genau dies reduzierte in der Folge auch den Aktienwert und damit den Wert des Unternehmens Conti, was auch Schaeffler sehr zu spüren bekommt. So wird nun ein hoher Preis gezahlt für ein Unternehmen, das längst viel weniger wert ist, schließlich errechnet sich der Wert eines börsennotierten Unternehmens, wie es Continental nun mal ist, aus dem zusammengenommenen Wert der ausgegebenen Aktien. Und da hat Schaeffler sich kräftig vertan. Inzwischen hält der Hersteller von Wälzlagern 49,9 Prozent der Aktien, hat aber weitere 40 Prozent bei den Banken „geparkt“, da die Übernahme weiterer Unternehmensanteile erst für später geplant und vereinbart war. Dennoch wollten die vorherigen Conti-Aktionäre 90 Prozent ihrer Aktien abgeben. Und da Schaeffler nun mal das Übernahmeangebot unterbreitet hatte, musste das Unternehmen die Aktien dann auch übernehmen, komme was da wolle.
Doch bereits im Übernahmekampf hatte sich gezeigt, dass es für Schaeffler an die finanziellen Grenzen gehen könnte. Auch wenn man dem Unternehmen nicht in die Bücher schauen kann, als nicht an der Börse notiertes Unternehmen hat es keine Pflicht zur Veröffentlichung eines Geschäftsberichtes, so war doch schnell klar, dass es knapp werden könnte mit dem Geld. Die nun wohl erfolgte Verpfändung der Anteile an Conti könnte Schaeffler noch sehr weh tun in der Zukunft. Der von den sechs Banken ausgegebene Kreditrahmen zur Übernahme der Aktien war mit 16 Milliarden Euro angesetzt. Dass die Geldinstitute nun Sicherheiten verlangen, ist ihr gutes Recht, schließlich droht die Gefahr, dass sich das Familienunternehmen mit der Übernahme finanziell sehr vertan und damit in die Verschuldung getrieben hat. Es wird wohl in den nächsten Monaten weiter spannend bleiben in Sachen Continental und Schaeffler. Weitere Grabenkämpfe im Bezug auf die Führungspositionen sind zu erwarten und auch der finanzielle Kampf der Schaeffler-Gruppe, diese Übernahme finanziell zu überleben.