Krise in der Großen Koalition – Wirtschaftsminister Glos will Amt hinwerfen
Michael Glos, ein Mann der CSU, hat laut eines Berichtes der „Bild am Sonntag“ vor, sein Amt niederzulegen. „Die Arbeit als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie ist der Höhepunkt meines politischen Lebens, und ich bin dankbar, dass ich die Weichen stellen konnte.“ schreibt er laut dieser Sonntagszeitung in einem Brief an seinen Parteivorsitzenden, Horst Seehofer.
Glos, der Bundeswirtschaftsminister, scheint im wahrsten Sinne des Wortes seines Amtes müde zu sein. „Zur Glaubwürdigkeit gehört auch, vor der Wahl genau zu wissen, welche Personen nach der Wahl für führende Ämter zur Verfügung stehen. Da ich in diesem Jahr mein 65. Lebensjahr vollende, entspricht es meiner Lebensplanung, nach dem 28. September keinem Kabinett mehr anzugehören.“ heißt es da angeblich in dem Brief, den Glos an Seehofer verfasst haben soll.
Seehofer aber will nichts von einem Rücktritt Glos´ wissen. Ein Sprecher des CSU-Parteivorsitzenden gab nur kurz bekannt, dass sein Chef noch am gestrigen Samstag mit Seehofer telefoniert hat. „Michael Glos hat mein Vertrauen. Ich habe Michael Glos in einem Telefonat mitgeteilt, dass ich dieser Bitte nicht entspreche.“ sagte der Sprecher Seehofers knapp dazu.
Renate Künast, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, gab der Bundeskanzlerin den Rat: „Es ist schädlich für Deutschland, einen Wirtschaftsminister zu halten, der selber meint: ‚Holt mich hier raus‘. Dies in sarkastischer Anlehnung an das „Dschungelcamp“ des Senders „RTL“, das seinem Haussender erst vor kurzem wieder immense Einschaltquoten beschert hat. Künast ist der Ansicht, es werde in diesen Zeiten der Krise jemand benötigt, „der mit Energie arbeitet, statt am Amt zu leiden“.
Mitten in der denkbar schlechtesten Zeit will er abtreten, der Herr Wirtschaftsminister Glos. Es sind Bundestagswahlen im September dieses Jahres, der Wahlkampf dafür hat – indirekt – bereits längst bekommen. Was aber noch viel schlimmer ist: Deutschland steckt mitten in der Rezession. Und genau hier liegt die Verantwortung eines Wirtschaftsministers – sein Land aus einer solchen Krise zu führen. Glos aber hat darauf anscheinend keine Lust. Oder zweifelt er gar an seiner Kompetenz? Auf jeden Fall will ihn keiner gehen lassen, kein Horst Seehofer, keine Kanzlerin Merkel, kein Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier. Doch vielleicht sollten alle drei die Worte von Renate Künast überdenken, die, fernab der Großen Koalition, vielleicht die einzig Klarsichtige ist in der ganzen Angelegenheit.
Ja, ein Abgang des Wirtschaftsministers in dieser schweren Zeit wäre ein Debakel für die beiden großen Parteien, die zusammen mit der CSU unser Land regieren. Aber ein Abtritt zur richtigen Zeit wäre vielleicht das Beste. Von Glos kam übrigens bisher keine öffentliche Äußerung dazu.
Interessant finden wir aber vor allem auch die Frage: Wie kam die „Bild am Sonntag“ eigentlich an eine Kopie des Briefes? Von einem Mitarbeiter des Wirtschaftsministers? Oder gar aus den eigenen Händen von Michael Glos?