Die neue Weltfinanzordnung, der G 20-Gipfel und klare Worte am Tag davor
Heute findet in der britischen Hauptstadt London der erste Tag des zweiten Weltfinanzgipfels statt, dem Treffen der G 20, von dem klare Entscheidungen gefordert werden. Zumindest wenn es nach Angela Merkel und Nicolas Sarkozy, dem französischen Präsidenten geht. Und genau dieser hatte bereits im Vorfeld auf den Tisch geklopft. Gestern sagte er, dass er zur Not den Gipfel verlassen würde, wenn es nicht zu klaren Entscheidungen in Bezug auf die Kontrolle der Finanzmärkte und im Falle einer einheitlichen Linie in der Behandlung der Länder, die als Steueroasen unterwegs sind, kommen würde.
Dass die Worte Sarkozys nicht leer sind, sondern Hand und Fuß haben, bestätigte gestern auch seine Finanzministerin Christine Lagarde. In einem Interview mit dem Fernsehsender BBC: „Er meint es ernst“. Unsere Kanzlerin stellte sich hinter den französischen Präsidenten und betonte „Das ist ganz im deutschen Interesse.“ Und: „Die Welt steht am Scheideweg. Wir müssen alles daran setzen, dass sich eine solche Krise nicht wiederholt.“
Diesen Scheideweg jedoch zu erkennen, dafür bedarf es eines klaren Blickes. Und dieser scheint so manchem Politiker in diesen schweren Zeiten immer noch zu fehlen. Als hätte die Krise nicht schon genug Wunden geschlagen in aller Welt, die dazu führen, dass hunderttausend oder möglicherweise noch mehr Menschen ihre Häuser und damit ihr Heim verloren haben, weil sie ihre Immobilienkredite nicht mehr bezahlen konnten. Als würde es nicht reichen, dass Menschen ihr Geld durch die „Tipps“ von Banken verloren haben, die nur ihren eigenen Vorteil sahen, nicht aber den Vorteil bei der Geldanlage ihrer Kunden. Diese Finanzkrise hat viele Opfer gefordert, Menschenleben wie auch ihre Lebensträume.
Die Frage ist: Hat sich seiner dieser Entscheider irgendwann auch nur ein einziges Mal überlegt, wie es ist, seine mühsam ersparte Altersvorsorge auf einen Schlag zu verlieren, weil irgendeiner Banker unbedingt mehr Bonus für sich selbst herausschlagen wollte und dieser Mensch unter dem Deckmangel einer sicheren Geldanlage alles verloren hat? Die Opfer dieser Finanzkrise wurden zu Nummern, jeder Einzelne von ihnen wurde nur noch in tausenden oder hunderttausenden genannt. Ihre Namen wollte keiner wissen, ihr Schicksal wollte man schnell vergessen, weil die Wahrheit immer schmerzhaft ist.
Eine neue Weltfinanzordnung ist nun erste Pflicht, eine Kontrolle der Finanzmärkte unerlässlich. Nun geht es darum, Entscheidungen zu fällen mit dem Wissen, wie groß die Verantwortung ist, die man als Politiker der G 20 heute trägt. „Wir tragen die Verantwortung, unser Handeln abzustimmen und uns auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren, nicht auf gelegentliche Meinungsverschiedenheiten.“, sagte der amtierende US-Präsident gestern. Doch seine Worte klingen hohl angesichts des Handelns der USA.
Die Welt steht an einem Scheideweg an diesem wichtigen Tag. Einige Politiker entscheiden über das Schicksal von Milliarden Menschen. Es wird Zeit zur Umkehr, meine Damen und Herren. Wenn sie heute nicht, wann dann? Wie viele Menschen müssen noch alles verlieren, ihr Hab und Gut, ihre Zukunft, ihr Leben, bis ihr endlich begreift, dass jedes dieser Opfer ein Mensch und keine Nummer ist?