Die Auswirkungen der Globalisierung bei der Geldanlage
Jede vernünftig aufgebaute Anlagestrategie sieht eine von persönlichen Präferenzen abhängige Gewichtung verschiedener Anlageformen in Bezug auf Anlageklassen, Branchen und Regionen vor. Doch dank der immer weiter fortschreitenden Globalisierung ist es gar nicht mehr so einfach, zum Beispiel in Unternehmen einer bestimmten Region zu investieren. War es vor 20 Jahren noch möglich, einzelne Länder dadurch abzudecken, dass man Aktien von Unternehmen erwarb, die in diesem Land beheimatet waren, so ist das heute kaum mehr möglich. Am Beispiel der Unternehmen, die im DAX, dem deutschen Aktienindex, gelistet sind, kann man dies wunderbar deutlich machen. Erzielten diese Unternehmen vor 20 Jahren noch den Großteil ihrer Umsätze im Inland, so hat sich die Situation heute komplett gewandelt. Dank der zunehmenden Verschmelzung der Weltmärkte sind auch deutsche Unternehmen heute global aufgestellt und erzielen zum Teil schon einen Großteil ihrer Umsätze im Ausland. Hier von einem regionalen oder länderspezifischen Investment reden zu wollen, wäre eine glatte Verkennung der Realität. Aber nicht nur bei Aktien und Fonds werden die Auswirkungen der Globalisierung immer spürbarer. Ganz besonders bei Devisen kann man die enge Verflechtung und das Wechselverhältnis zwischen unterschiedlichen Nationen und sogar Kontinenten beobachten. Die Autoren des Globalisierungsblog („Die Devisenreserven und der Dollar“) beschreiben die Zusammenhänge am Beispiel der Devisenreserven Chinas. China verfügt derzeit über mehr als 1,2 Billionen Dollar an Währungsreserven, von denen ein Großteil in Dollar angelegt ist. Eine Umschichtung dieser Reserven in eine andere Währung oder zum Beispiel Edelmetalle würde den internationalen Währungsmarkt derart mit Dollar-Liquidität überschwemmen, dass der Dollar extrem an Wert verlieren würde. Wenn Anleger zum Beispiel in Dollar oder Aktien amerikanischer Unternehmen investieren wollen, sollten sie vor der Geldanlage solche Tatbestände in ihre Überlegungen einbeziehen. Was nützt es, sein Geld in aussichtsreiche Investments anzulegen, wenn Währungsverluste alle Kursgewinne wieder zunichte machen könnten? Für Rohstoffe gilt das gleiche. Auch wenn hier noch immer fast – wie im Blog von Focus Online zu lesen ist – Goldgräberstimmung bei Rohstoffen herrscht, sollten Anleger auch hier die Globalisierung und ihre Auswirkungen in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen. So sank die Goldproduktion im Vergleich zwischen 2001 und 2005 von über 2.650 Tonnen auf etwas mehr als 2.550 Tonnen und das trotz erhöhter Aufwendungen und der Erschließung immer neuer Goldvorkommen. Aktuelles zur Entwicklung des Goldpreises können interessierte Leser beim Autor von aktien-blog.com lesen („Setzt Gold zu einem neuen Höhenflug an?“). Bei Stahl, Kohle und Erdöl sind es vor allem die aufstrebenden BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China), die den Grossteil der Nachfrage am Weltmarkt ausmachen und in erster Linie für die Preisanstiege der letzten Jahre verantwortlich sind. Als Anleger, der heute in ein Stahlwerk in Deutschland investiert, sollte man also ganz besonders diese Nationen im Auge behalten, denn eine Angebotsabschwächung könnte in kurzer Zeit auf die Auslastungs- und Gewinnsituation der heimischen Unternehmen durchschlagen. Sie sehen also, die Globalisierung bewirkt, dass Anlageentscheidungen nicht mehr isoliert betrachtet werden können. Vielmehr müssen immer stärker die globalen Wechselwirkungen berücksichtigt werden.