Insolvenz oder Rettung bei Opel?
Es gibt sie, diese Tage, an denen zieht sich alles wie Kaugummi und man fragt sich, wie es wohl werden wird, bis es endlich Abend ist und sich zur Ruhe betten darf. Dazwischen aber liegen Stunden vor einem, bei denen man schon nach dem Aufstehen weiß, oh Nein, ich kann es schon kommen sehen, der Kaugummi wird sich immer mehr und mehr ziehen, aber es wird nicht besser werden, egal, wie viel Energie man an diesen Tag verschwenden mag. Solche Tage, ja, sie gibt es, und das Getue und Gerede um Opel und eine mögliche Insolvenz erinnert mich sehr an diese Art von Tagen.
Seit Monaten zieht sich die ganze Sache hin. General Motors, der Mutterkonzern von Opel, hat massive Schwierigkeiten – und wird wohl untergehen. Opel, ein deutscher Autobauer, aber seit 1929 in den Händen des US-Autoherstellers, ist in völliger Abhängigkeit zur Mutter, und keiner weiß, wie es eigentlich weitergehen will. Staatshilfe sollte kommen, kam dann doch nicht, arabische Investoren sollten angeblich kommen, kamen dann aber auch nicht. Der Verband der Autohändler wollte dann die Kiste kaufen, aber das ging nicht, und und und.
Dann wurde eine Frist gesetzt für ein Bieterverfahren. Hier haben dann Magna, Fiat und auch der Finanzinvestor RHJ Angebote eingereicht. Alles schön und gut, und jeder freute sich auch darüber und bald schien alles in trockenen Tüchern zu sein. Und dann kam Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg und redet von einer möglichen Insolvenz.
Ein Aufschrei ging durch die Republik, und Kanzlervize und SPD-Kanzlerkandidat, Frank-Walter Steinmeier, ging sogleich auf die Barrikaden. „Ich rate allen, endlich mit dem Gerede über eine Insolvenz von Opel aufzuhören“, kam von ihm fast wütend. Und: Die Bundesregierung müsse, „statt ständig mit neuen Schreckgespenstern zu hantieren“, die Energie darauf richten, möglichst viele Arbeitsplätze bei Opel zu sichern. Auch schön und gut, was Steinmeier da los ließ am gestrigen Abend, Deutschland befindet sich ja derzeit nicht nur in einer Wirtschaftskrise, sondern zugleich eben auch in dem Superwahljahr 2009. Doch mit diesem Rumgetrampele ändert sich gar nichts. Spannend war dann jedoch die Reaktion von Seiten des CSU-Mannes zu Guttenberg aus.
„Bei einer geordneten Insolvenz ist ein Unternehmen ja nicht zwingend verloren. Man kann in einer geordneten Insolvenz ein Unternehmen auch weiterführen. Man kann weiterhin Verhandlungen führen, man kann aus einer anderen Verhandlungsposition heraus mit entsprechenden Interessenten arbeiten.“, sagte der Bundesfinanzminister gestern in Berlin. Und zeigt damit dem Kanzlerkandidat der SPD zwischen den Zeilen ganz klar den Vogel. Dieser hat sich inzwischen persönlich in die Verhandlungen mit General Motors eingeschaltet. Ob dies etwas bringen wird? Man weiß es nie niemals nicht. Und jedoch langweiligt immer mehr dieser sich ewig ziehende Kaugummi. Fakten müssen endlich geschaffen werden, damit die Mitarbeiter von Opel endlich zur Ruhe kommen können und endlich auch wieder Platz da ist für neue Nachrichten.
Denn längst ist es an der Zeit, diesen Kaugummitanz zu beenden, gemeinsam eine wirklich sinnvolle Lösung zu finden, sich in diesem Jahr der vielen wichtigen Wahlen nicht in Kleinkrämerei und einem Wahlkampf zu verlieren, der letztendlich keiner der Parteien wirklich etwas bringen wird. Doch sag das jemand mal all denen, die jetzt auf Stimmenfang gehen und Wähler für sich rekrutieren möchten. Einer sagt was, der andere haut eine Kerbe hinein und dann wird munter herum gestritten und gepoltert, anstatt das derzeit einzig wirklich Wichtig im Sinne zu haben: Das Wohl unseres Landes. Und egal von welcher Partei im Moment irgendetwas kommt, es ist nichts als Wahlkampfgesülze und bringt letztlich niemandem was.
Dabei möchten wir auch ein Zitat aufführen, dass zwar weder etwas mit zu Guttenberg noch mit Vizekanzler Steinmeier zu tun hat: „Horst Köhler war schon in der ersten Amtszeit kein Schönwetter-Präsident, sondern jemand, der auch unbequeme Wahrheiten angesprochen hat. Die Wiederwahl ist eine eindeutige Absage an Experimente.“, sagte Anton F. Börner, der Präsident des BGA, des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel zur Wiederwahl des Bundespräsidenten am Samstag. Wir „spinnen“ diese Aussage noch weiter und sagen: Es ist längst an der Zeit, dass die Experimente aufhören! Taten zählen nun, keine Worte mehr, diese haben noch nie viel gebracht und machen in der gegenwärtigen Situation alles nur noch schlimmer, als es sowieso schon ist.