Zieht der Ölpreis die Wirtschaft nach unten?
Der Ölpreis befindet sich derzeit auf einem wahren Höhenflug. Gestern Morgen war er an den asiatischen Märkten gar bei einem Preis von gut 135 Dollar je Barrel angekommen. Als Folge davon nahm die Notenbank der USA eine Korrektur ihrer Wachstumsprognose vor – und zwar nach unten. Doch auch die deutsche Wirtschaft und Industrie schaut alles andere als gelassen auf das nicht enden wollende Steigen des Ölpreises. Schon seit geraumer Zeit scheint der Ölpreis nicht mehr zu stoppen zu sein. Und sowohl Politik als auch Industrie in unserem Land warnen deutlich vor den Gefahren für das Wirtschaftswachstum in Deutschland, wie man etwa unter „Der Ölpreis als Jobkiller“ nachlesen kann.
Nur, und das ist die Frage, die sich hier stellt: Wurde nicht schon mehr als einmal in unserem Land die Konjunktur durch solche düsteren Prognosen nach unten geredet? War da nicht ein Gerhard Schröder, der während dem Beginn seiner Kanzlerschaft vom drohenden Abschwung sprach, der dann auch kam. Eine „self-fulfilling prophecy“, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, also möglicherweise?
Denn noch sind sie gefüllt, die Auftragsbücher, noch ist sie gesichert, die Produktion der nächsten Monate. Und dennoch betreibt Matthias Krämer, der Konjunkturexperte des BDI, des Bundesverbandes der deutschen Industrie, in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ Schwarzmalerei. „Es ist jedoch die Gemengelage von steigenden Ölpreisen, starkem Euro, nachlassender US-Konjunktur und Kredit– bzw. Finanzkrise, die den Unternehmen zunehmend zu schaffen macht“.
Ein anderer Konjunkturexperte, und zwar vom ifo, dem Institut für Wirtschaftsforschung e.V. in München, sieht das etwas anders, wie man einem Bericht der Onlineausgabe der gleichen Zeitung entnehmen kann. In seinem Interview mit der Berliner Zeitung sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger ganz klar: „Die deutsche Wirtschaft steht eben doch auf einem soliden Fundament“. Wenn verschiedene Experten reden, kommen eben oft sehr unterschiedliche Aussagen zustande. Wem von beiden soll man nun Glauben schenken? Soll der Otto Normalverbraucher nun zurückkehren zu der endlich hinter uns liegenden „Geiz ist geil“-Mentalität?
Es ist die Frage, wie man nun als Einzelner handeln soll. Wieder damit anfangen, nur noch über sichere Geldanlagen wie Tagesgeld oder Festgeld zu sparen oder eben die Wirtschaft des eigenen Landes zu unterstützen und damit zu stützen? Im Internet kursieren zu den Gründen für den hohen Ölpreis teilweise auch auf den ersten Blick haarsträubende, aber bei genauerem Nachdenken nicht von der Hand zu weisende, Theorien wie etwa die, dass „dicke Menschen schuld am hohen Ölpreis“ sind. Das Meinungs-Blog hingegen fragt sich, sind „Spekulanten schuld am gestiegenen Ölpreis?“. Die Preissteigerungen beim Öl landen ja mit kurzer Verzögerung umgehend wieder über die Heizkosten und Spritpreise bei den Verbrauchern, was vor allem immer mehr Autofahrer empört, wie man etwa auf „Ölpreis, Pommes Frites und andere Preissteigerungen“ nachlesen kann.
Gegen die negativen Prognosen stehen übrigens auch die momentanen Arbeitslosenzahlen. Es gibt eben immer mehr als ein Signal, an dem man das Weiterkommen der Wirtschaft, ihren Aufschwung oder ihren Abschwung erkennen kann. Diese Signale muss man lesen lernen, wenn man tatsächliche Prognosen erstellen möchte. Ob diese dann auch zur Wirklichkeit werden, kann niemand genau sagen. Und wir sollten nicht zur sehr auf das Herunterschrauben der Wachstumsprognose durch die US-Notenbank schauen. Schließlich wurde Nordamerika sehr gebeutelt durch die Immobilienkrise im eigenen Land. Hier, in Deutschland, sieht es ganz anders aus, da Immobilienkredite hierzulande ganz anders besichert und auch so gut wie nie mit völlig frei variierenden Zinsen vergeben werden. Es ist eben wichtig, auf die Fakten zu trauen. Und nicht nur auf die Aussage eines oder weniger Experten zu hören. Auch sie sind nicht unfehlbar, wie eben niemand unfehlbar ist.