Der Fall Kerviel und kein Ende in Sicht
In einem Bericht der „International Herald Tribune“, einer Tageszeitung aus den USA, wurde dieser Tage berichtet, dass Kerviel wohl alles andere als allein an den Milliardenspekulationen beteiligt war, die ihm vorgeworfen werden. Laut des Berichts haben die Mitarbeiter der Société Générale „nicht ihre Arbeit gemacht“, was zu dem fatalen Milliardenverlust bei der französischen Großbank führte, der somit gänzlich unabhängig von den durch schlecht besicherte Hypothekendarlehen ausgelösten Wertberichtigungen der anderen Banken ausgelöst wurde.
Die Zeitung, die zur weltberühmten New York Times gehört, aber eigene Mitarbeiter hat, beruft sich dabei auf eine Quelle, die den Bericht der Bank über die interne Untersuchung des Falles Kerviel gelesen haben soll.
Die Presse hatte bereits vor einiger Zeit über die heimlichen Fehlspekulationen von Jerome Kerviel berichtet, der bei der Großbank Société Générale einen Schaden von insgesamt 4,91 Milliarden Euro verursacht und ein riesiges Loch in die Finanzen des Geldhauses gerissen hat.
Anscheinend hat da wirklich jemand weggeschaut, denn laut des mutmaßlichen Untersuchungsberichtes hätten die Geschäfte des Herrn Kerviel sonst auffallen müssen, und das mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit.
Die Untersuchung, die gemeinsam mit der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers erarbeitet wurde, nennt jedoch nicht die Namen der involvierten Mitarbeiter, der beim Kursfeuerwerk des Monsieur Kerviel involviert war.
Langsam wird aber klar, dass Kerviel, der von so manchem schon zu einem Robin Hood der Neuzeit gekürt worden war, nicht unter falschem Namen gehandelt hat, wie es zum Teil den Anschein hatte. Nein, er hat wohl nicht unter falscher Identität gehandelt, sondern zum Teil sogar seinen Assistenten mit der Ausführung der Geschäfte beauftragt. Wie viel dieser gewusst haben mag oder weiß, darüber kann nur spekuliert werden bis jetzt, solange es keine klaren Fakten aus dem Hause der französischen Großbank gibt.
Doch vor allem die Herren Vorgesetzten des Herrn Kerviel bekommen hier ihr Fett ab. Sie haben wohl nicht richtig aufgepasst, vielleicht einiges sogar zugelassen, vielleicht so manches auch vertuscht? Das Ende dieses Falles ist noch nicht in Sicht, das ist sicher.
Der Assistent von Jerome Kerviel soll übrigens bis zu 15 Prozent der Buchungen, die der Bank den Milliardenverlust eingebrockt haben, durchgeführt haben.
Wie viel Staub, wie viel Dreck wird dieser Fall noch aufwirbeln? Welche Köpfe werden endlich rollen, damit es einen Neuanfang geben kann? Und die Frage ist immer noch im Raum, ob die Geschäfte des Herrn Kerviel und Co. mitverantwortlich für den Börsencrash waren, der sich im Januar dieses Jahres zugetragen hat.
Vielleicht, nein wahrscheinlich, wird diese Frage niemals beantwortet werden. Hoffen wir nur, dass die Weltwirtschaft alsbald wieder zur Ruhe kommt und nicht neue Kerviels auftreten und ihren Wahnsinn in Spekulationen ausleben, die einem Selbstmordkommando gleichkommen.
Wer übrigens wissen will, was aus Jerome Kerviel nach seiner Entlassung bei der Société Générale geworden ist: der gute Mann wurde schon wieder aus der Untersuchungshaft entlassen und hat beim französischen Spezialisten für Computersicherheit Lemaire Consultants & Associates (LCA) als Trainee angeheuert.