Die soziale Ungleichheit – Deutschland in der Schere zwischen Arm und Reich
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass in unserem Land die Armut immer mehr zunimmt.
Erst Hartz IV hat wirklich gezeigt, wie viele Menschen an und unter der Armutsgrenze leben. Warum die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird? Die OECD – Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – hat eine Studie mit dem vielsagenden Namen „Mehr Ungleichheit trotz Wachstum?“ erstellt. Die Studie wurde heute vorgestellt, und zeigt, wie groß die Kluft inzwischen geworden ist.
Die Gründe dafür sind hauptsächlich in drei Punkten zu sehen:
- Der überdurchschnittlich starke Anstieg der Löhne bei den sowieso schon Gutverdienenden.
- Der Anstieg der Arbeitslosigkeit genau unter jenen Menschen, die einen niedrigeren Bildungsstand haben.
- Seit 1985 hat es einen rasanten Anstieg der Single-Haushalte gegeben.
Relevant für die Armutsgrenze ist das Durchschnittseinkommen in Deutschland. Beträgt das Einkommen einer Familie oder eines Haushalts weniger als 50 Prozent des statistischen Durchschnittseinkommens, dann gilt für diesen Haushalt, dass die Armutsgrenze erreicht und unterschritten ist.
Inzwischen ist ein Anstieg der Gesamtarmutsrate von sechs Prozent auf elf Prozent zu verzeichnen. Dabei stieg die Armutsrate von Kindern gar um mehr als 100 Prozent, von sieben auf 16 Prozent. Dagegen blieb die Armutsrate unter älteren Menschen stabil. Sie liegt bei ca. sieben Prozent bei den 66- bis 74-jährigen und bei elf Prozent bei Menschen im Alter von über 75 Jahren.
Übertroffen werden diese Steigerungsraten wohl nur noch von der Staatsverschuldung, welche von 1987 bis 2007 in etwa um den Faktor 35 gestiegen ist (siehe dazu die Daten auf https://online-kredite.com/statistiken/staatsverschuldung-deutschland-usa.html).
Doch dies sind nicht nur Zahlen, welche für das Heute von Belang sind. Auch auf das Morgen jedes einzelnen Bürgers und unseres gesamten Landes haben sie Einfluss. Dies bedeutet ganz konkret:
In Ländern mit einem starken Einkommensgefälle nimmt die Chance für Kinder ab, das Bildungsniveau ihrer Eltern übertreffen zu können. Auf gut Deutsch besagt dies, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Fatale Auswirkungen also für ein Land, das sich einstmals rühmte, das Land der Sozialen Marktwirtschaft zu sein. Sechzig Jahre ist dies nun her, und die Zeichen stehen schlecht für ein Land, in dem die Bildungschancen auf dem Papier gleich sind.
Das hohe Einkommensgefälle sorgt für eine niedrige soziale Mobilität, sprich die Möglichkeit, eben weiter zu kommen als die Eltern. Eine niedrige soziale Mobilität haben Länder wie England, Italien und – wenn wundert es? – die USA. Eine hohe soziale Mobilität gibt es hingegen in Australien und in Dänemark.
Doch nicht nur bei der Bildung steht es schlecht. Wer wenig verdient, kann auch fast oder überhaupt nichts sparen. Im Extremfall droht sogar ein so genanntes „Entsparen“, also der Abbau von Sparguthaben zur Bestreitung der Lebenshaltungskosten (auf https://online-kredite.com/statistiken/sparquote.html befassen wir uns ausführlicher mit diesem Thema).
Und noch etwas besagt die Studie der OECD ganz klar: „Vermögen in Deutschland deutlich ungleicher verteilt als Einkommen“
Wie in den meisten anderen OECD-Ländern ist Vermögen auch in Deutschland wesentlich ungleicher verteilt als Einkommen: so besitzen die obersten zehn Prozent etwa die Hälfte des Gesamtvermögens – die einkommensstärksten zehn Prozent der Bevölkerung erzielen dagegen „nur“ etwas mehr als ein Viertel des Gesamteinkommens in Deutschland.
Öffentliche Dienste in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wohnen verringern die Ungleichheit, allerdings in etwas geringerem Maße als in den meisten anderen OECD-Ländern der Fall ist. In Zahlen ausgedrückt etwa um ein Viertel. Dabei spielen Gesundheitsdienste eine größere Rolle als andere soziale Sachleistungen inklusive Bildung.
In punkto sozialer Mobilität zwischen Generationen rangiert Deutschland im Mittelfeld ausgewählter OECD-Länder. So hat das Einkommensniveau der Eltern während der Kindheit in Deutschland einen geringeren Einfluss auf das eigene spätere Einkommen als in Ländern wie Italien, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten, aber einen größeren Einfluss als in Australien oder Dänemark. Auch ist der berufliche Status der Eltern für den Bildungserfolg der Kinder ein überdurchschnittlich bedeutender Faktor.“
Doch das negative Bild bedeutet nicht zugleich auch, dass in Deutschland die Kluft zwischen Arm und Reich zwangsläufig weiter auseinandergehen muss. Wenn die Politik dem entgegen wirkt, ist ein Senken des hohen Einkommensgefälles wieder möglich.
Die Möglichkeiten eines solchen Eingreifens wären:
- Im Rahmen der Steuerpolitik eine Begünstigung der Geringverdiener.
- Eine Bildungspolitik, die dafür sorgt, dass die Jugendlichen wirklich auf die Anforderungen vorbereitet werden, welche die heutige Arbeitswelt an sie stellt, und nicht wie im Moment ein Verharren in den alten Schul- und Bildungstraditionen, welche die Trennung von Arm und Reich noch weiter begünstigen.
- Im Rahmen der Arbeitspolitik eine Reintegration von Arbeitslosen, und zwar auf aktive Art und Weise.
- Eine Sozialpolitik, die jenen das Existenzminimum sichert, die in armen Haushalten leben müssen.
Die „Growing Unequal?“ Studie der OECD zeigt einen klaren Weg für die Zukunft auf. Will unser Land morgen noch eine Wirtschaftsnation sein, die auch im Gleichtakt mit dem sozialen Leben schlägt, wie es eine soziale Marktwirtschaft verlangt, muss umgedacht werden. Ansonsten wird die Schere noch viel größer und die Auswirkungen kommender Finanzkrisen werden bei uns zu ebensolch schlimmen und das Land beeinträchtigenden Krisen führen wie im Moment in den USA.
Quelle: OECD.org