Nach dem (ersten) Weltfinanzgipfel ist vor dem (zweiten) Weltfinanzgipfel
Aufgrund der schwer erschütterten Finanzmärkte auf der ganzen Welt, schreiten nun auch die größten Wirtschaftsmächte der Welt ein. Die führenden Regierungschefs der zwanzig größten Industriestaaten trafen sich zu einem ersten Weltfinanzgipfel in Washington. Dort berieten sie seit gestern Abend, wie zukünftige Krisen in der Finanzbranche weitestgehend vermieden werden können und wie es in der aktuellen Finanzkrise weitergehen soll.
In der jetzigen Situation sei es notwendig, das Finanzsystem grundlegend zu überdenken und zu reformieren. Es gibt eine Vielzahl von Lücken im aktuellen System, welche schnellstmöglich geschlossen werden müssen, um weitere Katastrophen zu vermeiden. In nur 48 Stunden sollen die Staatschefs über die Zukunft der Welt beraten und wichtige Entschlüsse für die Zukunft beschließen.
Der noch amtierende US-Präsident George W. Bush begrüßte am Freitagabend alle führenden Personen der zwanzig wichtigsten und einflussreichsten Länder der Welt im Weißen Haus mit einem umfangreichen Abendessen. Bush betonte, dass es ein harter und steiniger Weg aus dieser Krise sein werde, aber nach seiner Aussage ist es zu schaffen, auch wenn viel auf dem Spiel steht. Es soll nach Angaben des Präsidenten ein konkreter Aktionsplan erarbeitet werden, bei welchem die Überwachung der Finanzmärkte an oberster Stelle stehe. Der ab Anfang 2009 regierende Präsident Barack Obama nahm an diesem Spitzentreffen nicht teil.
Nach Angaben mehrerer Experten wird Frankreichs Präsident Nikolas Sarkozy schärfere Bilanzregeln fordern. Auch will er die Hedge Fonds angeblich in Zukunft noch besser kontrollieren, um risikoreiche Spekulationen früh genug verhindern zu können. Ebenso sollen Ratingagenturen verstärkt kontrolliert werden. Pläne und Ideen gibt es von Seiten der Regierungsmitglieder mehr als genug, doch ob diese auch umsetzbar sind, wird sich erst zukünftig zeigen.
Darüber hinaus betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrmals, dass ein schnelles und zielgerichtetes Handeln nötig ist, um der Krise schnellstmöglich den Rücken kehren zu können. Wie Merkel außerdem betonte, sollte auch wenn sich die Situation allmählich wieder ein wenig beruhigt, nicht nachgelassen werden. Durch eine Art Frühwarnsystem sollen in Zukunft androhende Krisen noch früher erkannt und bekämpft werden, um die Auswirkungen zu verringern oder gar zu verhindern.
Die ersten Regelungsvorschläge sollen bereits im März kommenden Jahres vorliegen und in einem folgenden Treffen der Regierungsmitglieder abschließend beschlossen werden. Im Abschlussdokument heißt es nach Angaben der deutschen Presseagentur, dass „alle Finanzmärkte einer angemessenen Überwachung unterworfen werden sollen“. Beiläufig kritisieren sich die Politiker selbst. Sie werfen sich dem Dokument zufolge selbst grobe Fehler vor, die sie hätten verhindern können. Es wurde eingesehen, dass nicht nur die Banken, sondern auch die Politiker definitiv zu langsam reagiert haben.
Zudem wollen sich die einzelnen Staaten überlegen, wie sie die Konjunktur wieder ankurbeln können. Außerdem forderte der japanische Regierungschef die Offenlegung von sogenannten faulen Krediten, um das Vertrauen der Banken gegenseitig wieder zu stärken. Ein weiteres Ziel sei es, Steueroasen wie Lichtenstein endgültig austrocknen zu lassen. Die Politiker ärgern sich schon seit langem wegen den Milliardenverlusten aufgrund der Steuerhinterziehung. Wie viele Politiker meinen, würde jeder einzelne Steuerhinterzieher dem gesamten Land schaden.
Der nächste G20-Gipfel ist nach brasilianischen Angaben bereits geplant. Der nächste Weltfinanzgipfel wird dann in Großbritannien stattfinden, in London. Das Zentrum der britischen Macht, welches ja von Gordon Brown geführt wird, ist ein zentraler Punkt Europas. Viele Briten haben eine Menge Geld durch die Finanzkrise verloren, so ist es nur eine logische Folge, dass der nächste Gipfel der G20 zum Thema Finanzen und Wirtschaft in der Hauptstadt dieses Landes stattfinden wird. Als Termin ist inzwischen der März nächsten Jahres genannt, zuerst war Ende Februar ins Auge gefasst worden.
Was aber am Wichtigsten ist, ist das Statement vom (noch) amtierenden US-Präsident George W. Bush, der am Ende seiner Amtszeit kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen scheint. Er gibt zu, dass sein Land die Hauptverantwortung an der Finanzkrise und der nun folgenden Wirtschaftskrise trägt, welche durch die ganze Welt ziehen und viele Menschen in den finanziellen und beruflichen Abgrund reißen wird. Mit dieser ehrlichen Aussage, die wahrscheinlich niemand von dem sonst – zumindest in Schuldeingeständnissen – so zugeknöpften Bush erwartet hätte, zeigt er, der im Januar nächsten Jahres aus dem Präsidentenamt der USA scheidet, aber, dass er mehr Mumm in den Knochen hat, als man in aller Welt gedacht hatte. Und genau das braucht es jetzt, um der Finanzkrise und ihren Folgen Herr zu werden: Mut zur Aufrichtigkeit, Mut, die alten, stinkenden Köpfe zu beseitigen und neue, mutige Wege zu gehen. Der Anfang wurde nun gemacht…