Der Ölpreis steigt ins Unendliche
Zumindest erscheint einem dies so, wenn man die Entwicklung der Ölpreise in den letzten Monaten betrachtet. Eine Rekordmarke nach der anderen wird gebrochen und übertrumpft. Während heute Nacht deutscher Zeit der Preis an der New Yorker Börse auf 140 US-Dollar je Barrel stieg, lag er nur einige Stunden später bereits bei knapp unter 142 US-Dollar. Weitere Preissteigerungen sind zu erwarten. Während Experten kürzlich noch von einem Preis von bis zu 150 Dollar je Barrel sprachen, rechnet die OPEC, die Organisation Erdöl exportierender Länder, mit einem Preis von bis zu 170 US-Dollar in der nächsten Zeit. Damit gilt der Ölpreis nach wie vor als Preistreiber und trägt seinen Teil zur steigenden Inflation sowie steigenden Verbraucherpreisen bei. So sagte Tschakib Chelil, der Vorsitzende der OPEC, in einem Interview mit „France 24“: „Ich rechne mit Preisen von 150 bis 170 Dollar im Laufe des Sommers“. Im schlimmsten Fall hält er jedoch auch „200, 300 oder 400 Dollar“ für eine mögliche Preismarke.
Während Saudi-Arabien seine Öl-Förderquote erhöht, prüft Libyen derzeit eine Verminderung. Hierbei geht es wieder einmal um Mäkeleien mit den USA, weil der Großmacht einmal mehr Einmischungsversuche vorgeworfen werden. Libyen fördert derzeit 1,76 Millionen Barrel Öl am Tag, hat aber noch freie Kapazitäten von 0,04 Millionen Barrel pro Tag. Wenn dieses Land nun seine Förderquote als Druckmittel heruntersetzen würde, könnte dies möglicherweise noch einmal eine Erhöhung des Ölpreises bedeuten. Das Schlimme daran ist jedoch, dass davon nicht nur die USA betroffen wäre, welche Libyen ja eigentlich damit treffen will, sondern auch der Rest der Welt. Dies sind Machtspielchen auf Kosten der ganzen Welt, die ein solch kleines Land wie Libyen nur aufgrund der Ölförderung treiben kann. Auf der anderen Seite findet in Libyen gerade eine Öffnung in engen Grenzen statt, welche es ausgewählten westlichen Investoren ermöglichen soll, in dem kleinen Staat zu investieren.
Vielleicht aber ziehen die anderen Mitgliedsstaaten der OPEC doch noch Saudi-Arabien nach und erhöhen ebenfalls ihre Förderquoten. Luft nach oben gibt es auf jeden Fall noch. Nur ist die Frage, wie lange dies dann überhaupt ginge. Öl ist eine Ressource, etwas, das nicht synthetisch hergestellt werden kann. Wenn die Quellen irgendwann versiegen, wird es kein Öl mehr geben. Bis dahin müssen andere Möglichkeiten der Energieversorgung entwickelt oder erschlossen sein. Elektromobile, für deren Entwicklung Autohersteller in der ganzen Welt sehr viel Geld ausgeben, sind eine solche Möglichkeit. Die Erzeugung von Strom ist nicht auf ein Land bezogen. Und gerade durch die Weiterentwicklung im Bereich der Solarenergie und der Solaranlagen sind hier noch viele Wege offen, die noch gar nicht geebnet sind bis jetzt. Eine Zukunft ohne Öl kann für viele Länder auch das Ende von Abhängigkeiten bedeuten. Machtspielchen würden damit – zumindest im Bereich der Energieversorgung – seltener vorkommen, da sie wesentlich schwieriger durchgeführt werden könnten. Das wird die Zukunft sein, wenn wir heute bereit sind, neue Wege zu finden und diese auch zu gehen.