US-Regierung unterstützt Citigroup mit 326 Milliarden US Dollar
Wer glaubt, die Finanzkrise sei in den USA am Ende angelangt, der wurde heute Nacht eines Besseren belehrt. Und nein, es ist auch keine Zeitungsente, was da über den Großen Teich an Nachricht zu uns gelangt ist, es ist Ernst, bitterer Ernst.
Die US-Regierung steckt der Citigroup, deren Aktienkurs am Freitag vergangener Woche einen schwarzen Freitag erlebte, staatliche Hilfen in Höhe von insgesamt 326 Milliarden US-Dollar zu. Gleich um fast 20 Prozent brach die Aktie am vergangenen Freitag ein, und zeigte damit mehr und mehr den Vertrauensverlust der Anleger.
Noch vor wenigen Monaten hatte die Citigroup ihre deutsche Tochter Citibank an die französische Großbank Crèdit Mutuel verkauft. Dennoch ging es weiter bergab mit der Citigroup, die bereits vor fast genau einem Jahr 7,5 Milliarden US Dollar Finanzhilfe vom arabischen Emirat Abu Dhabi bekam. Im Gegenzug erhielt das Emirat Anteile der US-amerikanischen Großbank. Diese werden nun wohl nicht mehr viel wert sein.
Den gleichen Mist macht jetzt die US-Regierung. Sie steckt 20 Milliarden direkt in die Citigroup, in dem sie dafür Anteile erwirbt. Bei dem rasend fallenden Kurs der Citigroup-Aktie ist dies ein reines Selbstmordunternehmen. Zusätzlich sollen bis zu 306 Milliarden US Dollar als Rettungsschirm bereitgestellt werden. Bereits im Oktober dieses Jahres hatte die Großbank 25 Milliarden US Dollar aus dem Hilfsprogramm der US-Regierung bezogen.
Eine schöne Sache? Ein Himmelfahrtskommando – denn bereits die in die Bank gepumpten 25 Milliarden US Dollar übersteigen den Wert, den die Citigroup im Moment noch hat. Doch warum die USA sich mit der Hilfe so selbst nahe dem Abgrund treibt, kann nicht so ganz verstanden werden. So kam heute Vormittag nur die lapidare Ansage: „Die US-Regierung unternimmt die nötigen Schritte, um das Finanzsystem, die Steuerzahler und die Volkswirtschaft zu stärken“. Doch wie soll das gehen, wenn das ganze Land nicht gut dasteht und man damit die eigene Wirtschaft eher schwächt denn stärkt
Dazu ein paar Zahlen:
Im vergangenen Jahr betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA 13.843 Milliarden US-Dollar. Keine gerade geringe Zahl. NUR: Die andauernde Finanzkrise hat so einiges davon regelrecht wegbrechen lassen. Die Zahlen für dieses Jahr werden weitaus schlechter sein, um ein Wesentliches wohl schlechter. Denn: Im Jahr 2007 wurden etwa 79 Prozent des BIP durch den Dienstleistungssektor erzielt, etwa 20 Prozent durch den Industriesektor und durch die Landwirtschaft lediglich nur noch ein Prozent.
Gute Zahlen für die USA? Mitnichten. Es wird zwar sehr viel konsumiert in den USA, doch 70 Prozent des Konsums werden auf Pump finanziert, durch Kredite und Kreditkarten. So wuchs das BIP des Jahres 2007 im Vergleich zum Jahr davor um 2,2 Prozent. Aber für dieses Jahr sieht es dann schwarz aus.
Wenn sich die US-Regierung also gleich mit einem Sicherungsschirm von 306 Milliarden US Dollar über die Citigroup stellt, anstatt das Geld in ein wirklich die Wirtschaft ankurbelndes Konjunkturprogramm zu stecken oder in die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, wirft sie den Säuen genau die Perlen vor, welche eigentlich woanders dringend benötigt werden.
Ein Ende dieser seltsamen Art von Hilfe wird auch nicht in Sicht sein, wenn Barack Obama im Januar dann zum amtierenden Präsidenten der USA eingesetzt werden wird. Er will ja noch ein weiteres Konjunkturprogramm auf den „Markt“ werfen, in ungewisser Höhe, jedoch sicher mehr als 175 Milliarden US Dollar. Das Land vergiftet sich also selbst mit Hilfen an Stellen, wo die Milliarden im Boden versickern, schneller, als Geld nachgepumpt werden kann. Die USA, ein Land am Rande des Abgrunds – was wird erst nächstes Jahr?