Wie der Staat an der Inflation verdient

Dienstag den 6.11.2007 - Abgelegt unter: Allgemein - 2 Kommentare »

Inflation, diesen Begriff hat sicher schon jeder einmal gehört. Meist ist im Zusammenhang damit von Teuerung und Kaufkraftverlust die Rede, denn nichts anderes gibt der Begriff Inflation an. Er misst die Preise für bestimmte statistisch festgelegte Warenkörbe in bestimmten Zeitabständen und gibt die Differenz in Prozent an. Ein positiver Wert bedeutet dabei, dass sich der betreffende Warenkorb im Zeitablauf verteuert hat, man also zum Erwerb dieser Waren mehr Geld aufwenden muss, als bei der vorherigen Messung. Dabei unterscheidet man die tatsächliche Inflation, wie sie mit den beschriebenen Methoden ermittelt wird, und die gefühlte Inflation, die beschreibt, wie hoch Verbraucher die Teuerung im realen Alltag empfinden. Einen interessanten Einblick in die Unterschiede zwischen gefühlter und statistisch ermittelter Inflation bietet dem interessierten Leser der folgende Blog: „Gefühlte Inflation kontra ermittelte Inflation“. Aus dieser Teuerungsrate, wie man die Inflation auch bezeichnet, resultieren zwei ganz praktische Erkenntnisse. Zum einen verringert sich der tatsächliche (reale) Wertzuwachs einer jeden Geldanlage um ihren Wert, und zum anderen verringert sich der Barwert von Schulden, wie man sie über einen Kredit macht, entsprechend um ihre Höhe. Doch wie verdient nun der Staat an der Inflation? Die Antwort ist ganz einfach: über verbrauchsabhängige Steuern wie die Mehrwertsteuer. Da die Mehrwertsteuer in Form eines prozentualen Aufschlags auf so gut wie alle Dienstleistungen und Güter des täglichen Bedarfs erhoben wird, steigt ihr absolutes Aufkommen umso stärker, je teurer Güter und Dienstleistungen werden. Dazu ein ganz einfaches Beispiel: Die Summe aller abgesetzten Waren und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft betrage bei einem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent 100 Milliarden Euro. Dem Staat fließen dadurch also 10 Prozent von diesen 100 Milliarden Euro, also 19 Milliarden Euro, an Mehrwertsteuereinnahmen zu. Verteuern sich aufgrund einer durchschnittlichen Inflation von 2,5 Prozent die Preise aller Waren- und Dienstleistungsverkäufe dieser Volkswirtschaft bei sonst gleich bleibenden Rahmenbedingungen, so werden nun 102,5 Milliarden Euro umgesetzt, was einer Mehrwertsteuer von 19,475 Milliarden Euro entspricht. An diesem einfachen Beispiel kann man sehr deutlich erkennen, wie der Staat an der Inflation verdient. So berichtete erst kürzlich die „Bild“-Zeitung, dass nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler allein die gestiegene Inflation im Jahr 2007 rund 3,3 Milliarden Euro zusätzliche Mehrwertsteuer-Einnahmen verursacht. Aus dieser Tatsache lassen sich nun wiederum einige interessante Schlüsse ziehen: Zum einen gibt es wohl kaum ein Interesse des Staates an einer Nullinflation oder sogar Deflation (negativer Inflation). Zum anderen ist eine möglichst hohe Inflation dem Staat in gewisser Weise sogar dienlich, da sie eine entsprechende Verringerung des Schuldenberges der öffentlichen Hand bedeutet. Der Schuldenberg bleibt zwar dem Nominalwert nach, also auf dem Papier, unverändert, jedoch hat das Geld, mit dem er abgezahlt wird, immer weniger Wert. Eine sehr interessante Sichtweise auf den Zusammenhang zwischen Inflation und Binnennachfrage diskutiert der folgende Blog: „Die Teuerungsrate, Inflation und Binnennachfrage“. Natürlich muss man bei den Auswirkungen der Inflation auch bedenken, dass bei stagnierenden oder sich schlechter als die Inflationsrate entwickelnden Reallöhnen langfristig sowohl Konsum- als auch Investitionsneigung der Volkswirtschaft verringern. Das hat selbstverständlich direkte Auswirkungen auf die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Solange allerdings das Bruttoinlandsprodukt wächst und dieses Mehr an Waren und Dienstleistungen auch abgesetzt wird, spült eine positive Inflation dem Staat beträchtliche Mehreinnahmen in die Tasche.

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