Die Inflation treibt den Leitzins nach oben
Jürgen Stark, der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank macht wohl langsam ernst. Bereits seit einer Weile steht eine Erhöhung des Leitzinses im Raum. Nun sagt er eindeutig: „Wir müssen ernsthaft das derzeitige Leitzinsniveau überprüfen“.
Damit macht er klar, dass die EZB der Inflation, die derzeit in der ganzen Währungszone des Euro grassiert, den Kampf ansagen möchte. Die Kreditkrise hingegen hält er für so gut wie ausgestanden. Die Notwendigkeit, das Leitzinsniveau zu prüfen und den Leitzins zu erhöhen, steht dem vereinten Europa schon seit einigen Monaten bevor. Es war lediglich eine Frage der Zeit, wann sie kommt, die Erhöhung des so wichtigen Zinses. Nun ist es wohl bald soweit, denn: „Es spricht vieles dafür, dass wir rasch zu einem Ergebnis kommen werden.“, wie Stark in einem Gespräch mit dem Spiegel sagte.
Im Juli ist die nächste Sitzung des Zentralbankrates und dann wird es wohl zu einer Erhöhung kommen. Denn es ist wichtig, dass es nicht „zu einer Lohn-Preis-Spirale nach oben“ kommt, was momentan aber immer mehr der Fall ist.
Letzten Monat lag allein Deutschland die Inflation über 3,0 Prozent. Eine schreckliche Zahl, die angesichts immens steigender Energiekosten, Kosten für Sprit (alleine der Preis für Dieselkraftstoff hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, wie wir bereits unter „Diesel-Preise doppelt so hoch wie vor 10 Jahren“ berichteten) und höhere Preise im Lebensmittelbereich weiter steigend könnte.
Wie sehr die Inflation den Verbraucher erdrückt, zeigt auch unser unlängst veröffentlichter Beitrag „Der Alltag wird immer teurer“.
Und was hat der Leitzins mit Otto Normalverbraucher zu tun? Die Kosten für Kredite werden teurer, da die Zentralbankendie höheren Leitzinsen an die angeschlossenen Banken weitergeben.
Doch der Leitzins hat nicht nur negative Seiten, er steuert vor allem auch die Geldpolitik, hier in der EU dann in den dazugehörigen Staaten.
Auch wenn die Zentralbanken der einzelnen Länder dann mehr bezahlen müssen für unter anderem Notenbankgeschäfte und die Kredite für die Verbraucher teurer werden, die Folge der Leitzinserhöhung ist klar: Sie kurbelt auf fast magische anmutende Weise die Wirtschaft wieder an.
Auch Anleger profitieren von steigenden Leitzinsen, ganz besonders wenn sie auf Zinserträge etwa im Rahmen von Festgeldkonten oder Tagesgeldkonten setzen. Bei diesen Produkten werden erhöhte Leitzinsen oftmals in Form höherer Anlagezinsen an die Sparer weitergegeben.