Zehn Jahre Europäische Zentralbank
Gestern wurde sie zehn Jahre alt, die Europäischen Zentralbank, kurz EZB genannt. Dies wurde unter anderem mit einem Tag der offenen Tür gefeiert.
Am 1. Juni 1998 wurde die EZB gegründet und ist inzwischen für die Geldpolitik von 15 der Europäischen Union angehörenden Ländern zuständig. Dabei war sie nie unumstritten und wird es wohl auch niemals sein. Kritiker wird es immer geben, vor allem am System des Euro als fast überall in der EU geltendes Zahlungssystem.
Der Euro, der inzwischen bei weitem den US Dollar überflügelt hat und sich immer mehr Gewicht in der ganzen Welt verschafft, ist eben ein Gemisch. Jedes Land der Länder, in denen der Euro als Währung gilt, hat ein eine ganz individuelle Volkswirtschaft, andere Arbeitsmarktbedingungen, andere Zahlen für den Export als auch für den Import.
Diese verschiedenen Zahlen unter einen einzigen Hut zu bringen, war für die Europäische Zentralbank nicht immer einfach. Dennoch hat sie mehr erreicht, als die meisten Experten zu Beginn ihrer Arbeit prognostiziert hatten, auch wenn sie jetzt vor ganz neuen Herausforderungen steht, wie im Blog der „Zeit“ unter “ Ohne neues Inflationsziel scheitert die EZB“ zu lesen ist.
Wurde es doch oft belächelt, das einheitliche Währungssystem für ein geeintes Europa, so erweist es sich jetzt als immer stärker, auch weit über Europa hinaus. Dennoch wird man nie genau sagen können, wie es morgen mit dem Euro aussehen wird, da die Weltwirtschaft immer wieder mehr oder minder heftigen Schwankungen unterworfen ist, gerade wenn man die Finanzkrise betrachtet, die ausgelöst von nicht mehr besicherten Hypothekendarlehen seit nunmehr rund einem Jahr in aller Herren Länder ihre Spuren hinterlässt (über die Entstehungsgeschichte der Immobilienkrise in den USA berichteten wir bereits an früherer Stelle). Auch in Deutschland, für das im Herbst letzten Jahres aufgrund eben dieser Finanzkrise die Wachstumsprognose gesenkt wurde, haben Banken gewackelt, die Sachsen LB musste gar verkauft werden, weil sie sich bei riskanten Anlagegeschäften total verspekuliert hatte. Die EZB hat hier seit Monaten alle Hände voll zu tun, die Liquiditätskrise zu bekämpfen, die daraus resultiert, dass sich die Geschäftsbanken untereinander kaum mehr Kredite zu vernünftigen Konditionen vergeben.
Dennoch sind in den Jahren seit der Einführung des Euro bei uns (zum 1. Januar 2002) die Rufe nach der Rückkehr der Deutschen Mark fast verstummt. Das Gute am Euro hat sich eben inzwischen gezeigt. Man kann fast überall in der EU mit dem gleichen Geld zahlen, spart sich das lästige Umtauschen und vor allen Dingen kann man so viel einfacher vergleichen, was Waren und Dienstleistungen in einem anderen Land kosten. Noch beschreien ihn viele als Teuro, den Euro. Ebenfalls aus dieser Krise resultiert eine Verschärfung der Kreditstandards europäischer Banken.
Aber es gibt auch Gegenstimmen, die das verneinen, wie wir ebenfalls an früherer Stelle in unserem Beitrag “ Ist der Euro doch kein Teuro?“ fragten. So wie Theo Waigel, der dem Nachrichtenmagazin „Focus Online“ anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Europäischen Zentralbank ein Interview gab mit dem Tenor „Die Idee für den Euro war einfach genial“.
Es ist, wie es ist, das Leben. Teuer ist es allemal geworden. Nicht nur in Euroland, sondern weltweit sind die Preise für Lebensmittel, Sprit, Wasser und Energie drastisch gestiegen, was sich an der Entwicklung des Verbraucherpreisindex ablesen lässt.
Also schauen wir lieber weiter voraus, als immer wieder zurück. Das Morgen wird genug neue Nachrichten mitbringen in Bezug auf unser aller ureignen Geldbeutel.